Donnerstag, 16. Mai 2013

Arun Verlag: Unser Leitbild


Der Arun Verlag gibt als Verlag der Traditionen und Kulturen anspruchsvolle Bücher, Musik-CDs, DVDs und hochwertige Orakel- und Tarotsets heraus. Der Untertitel eco-pagan-tribal-celtic-shaman-cult beschreibt die inhaltliche wie spirituelle Ausrichtung.
In den letzten Jahren ist der Bestand an lieferbaren Titeln auf über 100 angewachsen.
Der Verlag bedient mit bekannten und hochkarätigen Autoren wie z.B. Thomas Berry, Matthew Fox, Philip Carr-Gomm, Marija Gimbutas, Bill Plotkin, Steven Foster & Meredith Little, Caitlin & John Matthews, Cambra Maria Skadé, Regula Meyer, Marlies & Klaus Holitzka, Vicky Gabriel, Geseko von Lüpke u.a. folgendes Themenspektrum: Mythologie und Spiritualität der Naturvölker, Männer- und Frauenspiritualität, Visionssuche, initiatorische Arbeit, spirituelle Naturerfahrung, Tiefenökologie, Tarot, Magie, Mysterienkulte und Schamanentum.
Gerade die spirituell-ökologischen Themen nehmen immer größeren Raum ein. Kernstück dieser Arbeit und Entwicklung sind vor allem die Bücher „Politik des Herzens“ von Geseko von Lüpke, welches Interviews mit Vordenkern unserer Zeit beinhaltet und nachhaltige Konzepte für das 21. Jahrhundert bietet, und „Das Wilde und das Heilige“ von Thomas Berry, eines der Standardwerke der Tiefenökologie. Weitere Werke in dieser Richtung sind in Planung.

Auf dieser Seite stellen wir Ihnen uns und unser Leitbild vor, welches unsere Überzeugungen darstellt, aus denen unsere Veröffentlichungen resultieren. Weiter unten finden Sie kurze Artikel zu unseren Autoren und ihrer Sichtweise des Lebens.

Wer hinter dem Verlag steht

Stefan Ulbrich
geb. 1963, Dipl.Ing.(FH) Technischer Umweltschutz, Buchautor. Verheiratet,
Vater von sechs Kindern, lebt in einer alten Wassermühle in Thüringen. Über 25 Jahre praktische
Erfahrung in Naturspiritualität, Alpinsport und Outdooraktivitäten. Kick- und  Thaiboxer.
Seit 2003 zusammen mit Gerhard Popfinger Visionssucheleiter und Anbieter initiatischer Männerarbeit.
Weitere Worte zu seiner umstrittenen Biografie finden sich hier..
Bei Arun sind von ihm lieferbar:
Tribal Tattoo. Traditionelle, archaische und moderne Stammestätowierungen.
Die geweihten Nächte. Rituale der stillen Zeit. Ein Ratgeber zur Gestaltung  von Weihnachten.
Die Hohe Zeit. Rituale & Zeremonien für Hochzeit, Lebensbund und Familie.
Dein Name sei... Rituale & Zeremonien zu Geburt und Namensgebung.
Ostara. Zeremonien & Brauchtum zu Fasnacht, Ostern und Hohe Maien.


Wofür der Verlag steht

Arbeit und Privates sind bei uns nicht so stark getrennt wie es vielleicht in anderen Berufen der Fall ist. Uns bewegt, was wir tun – und wir tun das, was uns bewegt. Die Themen unserer Bücher entspringen unserem privaten Interesse, unserer eigenen inneren Entwicklung, unseren Diskussionen und unseren Idealen.
In der Zusammenarbeit haben sich folgende Punkte als essenziell für uns herauskristallisiert, die sich sowohl in unserem Leben als auch inhaltlich in unseren Publikationen niederschlagen:

(c) Sparky - fotolia.com
Wir sind davon überzeugt, dass aller Sinn, alle Tiefe im Lebendigen selbst liegen, sowohl in uns als auch in der Natur, die uns umgibt und durchdringt. Alles, was ist, ist in sich wertvoll und „heilig“, wenn man so will. Diese immanente Heiligkeit achten, respektieren und feiern wir. Traditionelle und moderne spirituelle Wege bieten uns die Möglichkeit, dieses Leben intensiv und ganzheitlich zu betrachten und in symbolische, mythologische, archetypische wie konkrete Erklärungsversuche zu hüllen. Alexander von Humboldt sagte: „Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derjenigen, die die Welt nicht angeschaut haben." Aus diesem Grund ist uns das offene, vorurteilsfreie Beobachten so wichtig, bietet es doch mannigfaltige Gründe zum Staunen. Dieses Staunen wiederum führt zu Dankbarkeit – eine Haltung, die das Leben in all seinen Facetten wertschätzt. Dogmatismus und Ideologien jeder Art lehnen wir ab.  

Wir betrachten das Leben als Kreis – unser Weg führt uns von Geburt, Kindheit und Jugend zu Reife, wahrem Erwachsensein, letztlich Alter und Tod. Naturspirituelle Traditionen haben diese Sichtweise im Jahreskreis dargestellt, der sich an den Kreisläufen der Jahreszeiten orientiert und der uns als Modell für viele unserer Ideen und der Ideen unserer Autoren dient.
Mit metaphysischen Aussagen halten wir uns gern zurück. Die Frage, ob es eine Wiedergeburt auch für das Individuum gibt, wagen wir nicht zu beantworten, diskutieren sie aber gern.

Für uns haben alle Menschen – egal welcher Herkunft, welcher Hautfarbe, welchen Geschlechts, welcher Religionszugehörigkeit (oder Nichtzugehörigkeit), welcher sexuellen Ausrichtung, welchen Alters und welcher Meinung in Bezug auf „die letzten Dinge“ – die gleichen Rechte und den gleichen Wert. Sie alle verdienen es, gehört und geachtet zu werden.

(c) Dieter76 - fotolia.com
Wir glauben, dass der Mensch frei und eigenverantwortlich ist und seine Zukunft selbst gestaltet. Diese Zukunft ist offen und nicht vorherbestimmt, wir selbst, unsere Gedanken, Worte und Taten schaffen sie. Eine Philosophie des Determinismus ist uns fremd.
Demzufolge sind wir der Meinung, dass der Mensch auch über seinen Lebenssinn selbst entscheidet und diesen durch seine Handlungen stiftet. Dieser Lebenssinn ist stets gänzlich individuell geprägt und unterliegt eher einem Schaffensprozess als der Suche nach einem vorgefertigten bzw. „vom Himmel gefallenen“ Sinn.

Unserer Überzeugung nach stärkt eine Weltsicht, die auf tiefer und authentischer Spiritualität, einer von echter Anteilnahme ausbalancierten Vernunft und echter Naturverbundenheit gegründet ist, Mitgefühl, Weisheit und Liebe – beste Voraussetzungen, um eine zukunftsfähige und lebensbejahende, lebensfeiernde Gesellschaft mitzugestalten.



Warum wir Bücher machen & was wir damit erreichen wollen

(c) fotomorgana - fotolia.de
Viele Probleme, denen wir als Menschheit gegenüberstehen, resultieren aus einem entfremdeten Verhältnis zur Natur. Mit unseren Publikationen möchten wir eine Spiritualität vorstellen und fördern, die auf eigener Naturerfahrung gründet und diese Erfahrung stetig in den ökologischen, sozialen und auch wirtschaftlichen Diskurs einbringt. Hierzu dienen uns einerseits traditionelle Quellen wie der Schamanismus und europäische Naturreligionen, andererseits auch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse und Wege, die sich unabhängig von Traditionen entwickeln. Diese unterschiedlichen Zugänge stehen bei uns gleichberechtigt nebeneinander, zeigen sie doch nur unterschiedliche Facetten derselben Wirklichkeit.
Die Widmung, die der Kulturhistoriker Thomas Berry seinem Werk DAS WILDE UND DAS HEILIGE voranstellt, drückt den Blick in die Zukunft aus, den wir mit unseren Büchern auf das Miteinander aller Wesen lenken wollen:

"Für alle Kinder:
Für diejenigen, die die Wogen der See durchschwimmen,
für die in den Schollen der Erde,
für die Kinder der Blumen in den Wiesen und der Bäume des Waldes,
für all jene Kinder, die durch die Weite des Landes wandern, und
für die geflügelten, die mit den Winden ziehen.
Und auch für die menschlichen Kinder,
auf dass alle Kinder in Zukunft zusammenkommen
in der ganzen Vielfalt ihrer Herkunft und ihres Miteinanderseins."

Eine ganzheitliche Sichtweise des Lebens, die sowohl spirituelle als auch rationale Überlegungen mit einbezieht, kann unsere ökologischen Diskussionen auf eine ganz andere Ebene transportieren, die das Verhältnis zu unserem Planeten verändert, so dass wir ihn und alle Wesen auf ihm wahrhaft zu schützen vermögen.

Mit herzlichen Grüßen,
Stefan Ulbrich

Nachfolgend finden Sie kurze Artikel zu oder von unseren Autoren sowie Auszüge aus den bei uns veröffentlichten Büchern. 

Montag, 14. Januar 2013

Wild Things Outdoorküche DVD Teaser

Hier ein kleiner Einblick in die DVD, die unserem Outdoorkochbuch beiliegt und zeigt, wie echte Wildnis-Gourmets essen...


Übrigens bieten wir im Juni eine Outdoor-Genuss-Reise in den nordschwedischen Rogen-Nationalpark an, bei der noch Plätze frei sind. Zwei Wochen in unberührter Natur, im Tipi, im Kanu - und dazu jeden Tag ein Mehrgänge-Menü frisch vom Lagerfeuer... Demnächst gibt es hier dazu mehr Info.




Freitag, 21. September 2012

Wolf-Dieter Storl über den Brunnen der Erinnerung

Foto (c) Björn Gaus
Mythen sind vielschichtig, vieldeutig und tiefgründig. Mythen sind sinnstiftend gerade dort, wo der rationale Diskurs und die wissenschaftliche Analyse keine Antworten geben können. Unser Kommen und Gehen als verkörperte Wesen, das Schicksal des Einzelnen wie das der Kollektive, und die Merkwürdigkeiten des Lebens, des Geborenwerdens und Sterbens, stellen uns vor Fragen, welche sich mit der naturwissenschaftlichen Methode nur unzulänglich beantworten lassen. Das ist notwendigerweise so, denn die Wirklichkeit ist weiter und tiefer als unsere Wissenschaft, als unser beschränkter Verstand – und der Computer macht uns nicht unbedingt weiser. Diese Wissenschaft wird zu Recht als reduktionistisch bezeichnet.

Jedes Volk, jede Ethnie, jedes Zeitalter hat seine Mythen. Diese sind nicht Produkte einer überbordenden künstlerischen Fantasie oder des wild gewordenen Denkens. In ihnen findet sich nichts Abstraktes. Sie wurzeln in der Natur, in den Bergen, Wäldern, Flüssen und Meeren, des Landes, in denen sich die Ethnien jeweils befinden. Sie sind bevölkert von den Tieren, die da durch diese Landschaft streifen, sowie den ätherischen und astralen Wesenheiten, welche die Hellsichtigen und Schamanen dort wahrnehmen. Sie prägen Geist und Gefühle. Mythen sind – wie die australischen Ureinwohner es wohl sagen würden – der Traum des Landes. Die Mythen entstehen aus dem Dialog zwischen den Menschenseelen und der Naturseele. Sie sind Ausdruck all dessen was sich da ereignet und ereignen kann; sie enthalten Urerinnerungen eines Stammes. Die vielschichtigen Bilder und bunten Geschichten, die uns die Mythen bieten, befriedigen die Seele der Menschen und helfen ihr eine Heimat auf dieser Erde finden. Die Menschen tragen – wie es Carl G. Jung formulieren würde – die Mythen mit sich in ihrem kollektiven Unbewussten.

Die germanischen Mythen, über die Ralph Metzner in seinem Buch Der Brunnen der Erinnerung nachsinnt, gehören den indigenen Völkern Mittel- und Nordeuropas – den Angelsachsen, Holländern, Belgiern, Deutschen, ebenso wie den Skandinaviern. Die Völkerwanderung trug sie über den Rest Europas. So sind  auch die Franzosen (Franken), Spanier (Goten, Vandalen), Italiener (Langobarden), Russen (Goten, Wikinger) und andere, Erben der Geschichten, die sich um Donar (Thor, Thunar), Baldur, Freya, Freyr, Odin (Wodan, Woden), die Zwerge und Riesen, die Zauberer und Weißen Frauen, die Weltenschlange und die magischen Tiere ranken. Auch die Nachfahren derjenigen, die in Amerika, Australien, Südafrika und anderen weit entfernten Gebieten siedelten, tragen unbewusst Nachklänge und Resonanzen dieser Mythen in ihrem kollektiven Unbewussten.
 

Die germanische Mythenwelt wurzelt, wie Metzner auch korrekt hervorhebt, in dem Weltbild der Megalithiker, einem eher mutterrechtlich orientiertem Bauernvolk, das für seine Steinsetzungen und Hünengräber bekannt ist. Die Germanen sind Ureinwohner; sie bilden den nördlichsten Ausläufer der europäischen Megalithkultur, die durch die einwandernden Hirtenvölker aus den westasiatischen Steppen allmählich „indoeuropäisiert“ wurden. Dennoch ist ungefähr ein Drittel des germanischen – das heißt, des englischen, deutschen, skandinavischen – Wortschatzes nicht indoeuropäischen Ursprungs, sondern enthält Wörter, die aus einer untergegangenen indigenen Sprache stammen. Die Mythenwelt dieser Ureinwohner ist ebenfalls uralt; sie hat sich über Jahrtausende entwickelt und auch verändert. Der Glaube und die Sagen der Germanen zur Zeit des Römers Tacitus waren sicherlich anders als tausend Jahre später zur Zeit der Wikinger und Waräger. Wo einst der Donnergott (Donar) als blitztragender Befruchter der Erdgöttin und Häuptling der Götter eine Rolle spielte, so wurde er in der spätgermanischen Zeit zum „Sohn“ Odins herabgestuft. Odin selber machte Wandlungen durch: Der wandernde Zauberer, schamanische Grenzgänger und Führer der Toten wurde in Zeiten der Völkerwanderung und besonders bei den Wikingern zum Anführer der Krieger und Berserker. Für die Bauern blieb er unheimlich, sie bevorzugten den Donnergott, dessen Wort man trauen konnte und der sie vor ihren Feinden den elementaren Riesen, vor Frost und Unwetter, beschützte.

Ralph Metzner hat das Thema der Mythen der alten germanischen Götter neu für unsere Zeit erfasst. Es ist notwendig, da sie einen Teil unserer kollektiven Seele ausmachen und uns zugleich den Schlüssel zu den Imaginationen und Kräften der hiesigen Natur geben. Die Göttermythen verbinden uns mit den Archetypen, die unsere Seele sowie die äußere Natur bevölkern, und mit den Ahnen, die noch in uns leben und uns hilfreiche Ahnungen spenden Uns mit den Ahnen und Vorfahren versöhnen ist eine wichtige Angelegenheit, wenn wir nicht entfremdet von unseren Wurzeln und der Geistigkeit unserer natürlichen Umwelt leben wollen.


(c) andreiuc - fotolia.com
Die Mythen, die einst die Lebensgrundlage der germanischen Völker ausmachten, wurden öfters angegriffen. Die christlichen Missionare erklärten sie zu Irr- und Aberglaube und versuchten sie mit einer völlig fremden Bilderwelt zu ersetzen; die alten Götter wurden zu Teufeln. Die Inquisition wütete gegen die letzten Überreste des indigenen Schamanentums, der zum Teil in diesen Mythen wurzelte, und die rationelle Aufklärung des 18. Jahrhunderts verachtete die alten Überlieferungen und das ländliche Brauchtum als hoffnungslos rückständig. Vernichtend für dieses mythische Erbe wurde in der jüngeren Vergangenheit jedoch die Verbindung mit der Ideologie der Nationalsozialisten. Es wird behauptet, es sei die Quelle dieser Weltanschauung gewesen und deshalb seien die germanischen Göttermythen an sich verwerflich. Sie führten direkt zu Rassismus und Vernichtungslagern. Diese Pauschalanklage ist nicht nur stark vereinfachend, sondern schlichtweg stupide. Wie Géza von Neményi in seinem Buch Heilige Runen hervorhebt, darf man „aber nicht vergessen, dass der Nationalsozialismus tatsächlich die meisten seiner Element dem christlichen Rom entliehen hatte, nicht dem heidnischen Germanischen, und dass die Verwendung von germanischen Symbolen schon in den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts eine Mode geworden war, die zum Beispiel auch linke Strömungen erfasst hatte.“ Rassismus war den indigenen Germanen ein völlig fremder Begriff. Der Gedanke der überlegenen „arischen“ Rasse hat seine Wurzeln im indischen Kastensystem; arya bedeutet edel und rein und bezieht sich auf die Eigenschaften der höheren Kasten. Der Begriff wurde willig von britischen Kolonialherren aufgenommen und wurde Bestandteil der pseudo-wissenschaftlichen, biologistischen Lehren des 19. Jahrhunderts und zuletzt mit in die nationalsozialistische Ideologie eingebaut. Auch das Hakenkreuz, auch wenn es in vielen Kulturen als Sonnensymbol vorhanden ist, ist nicht eigentlich germanisch; es wurde aus dem indisch-buddhistischen Kulturkreis als magisches Zeichen entliehen. Der „Hitler-Gruß“ ist alles andere als germanisch, er entstammt dem Salve Caesar – Hitler ließ grüßen wie für den römischen Caesar üblich. Diese Beispiele sollten genügen. In seinem Buch trägt Ralph Metzner dazu bei, dass die fatale Verbindung zwischen den nationalsozialistischen Wahnvorstellungen und der altüberlieferten indigenen germanischen Mythenwelt wieder zurechtgerückt wird.

Metzner beschäftigt sich mit der mythischen und mythologischen Bilderwelt der Seele. Die Archetypen C.G. Jungs, die Schriften Joseph Campbells, die Imaginationen der Alchemie, des Tarot, der Astrologie, die Meta-Logik der keltischen und  indianischen Mythologie, die Mythen der Großen Göttin, des Grünen Manns und vieles mehr hat er untersucht. Er hat schon lange gewusst, dass es sich dabei um Landschaften des Bewusstseins handelt und dass die Götter nicht einer vergangenen historischen Epoche angehören, sondern noch immer Teil unserer Seele und Teil der Ökologie sind. Für die Nachfahren der germanischen Völker ist es von heilsamer Bedeutung sich mit den tieferen Einsichten ihrer Ahnen zu befassen. Ralph Metzner gibt uns in diesem Buch einen Schlüssel dazu.

Wie anfangs gesagt, es gibt viele Möglichkeiten Mythen zu deuten. Die sehr persönlich gehaltene Deutung Ralph Metzners ist eine der interessantesten.


Wolf-Dieter Storl (aus dem Nachwort zu Ralph Metzner, Der Brunnen der Erinnerung)









Ralph Metzner: Der Brunnen der Erinnerung. Die mythologischen und schamanischen Wurzeln unserer Kultur




Übrigens: Ein ausführliches Leitbild des Arun Verlages findet man HIER...  

 

Mittwoch, 19. September 2012

Neue Webseiten für neue Bücher

Für einige unserer neuen Titel haben wir Extra-Webseiten gebaut, auf denen noch mehr Informationen zum jeweiligen Buch, zum jeweiligen Thema, zu den einzelnen Autoren und ihren Veranstaltungen zu finden sind...

Ahnenreise

Avalon

Brustkrebs schamanisch begegnen

Wild Things - Die Outdoorküche


Es gibt immer so viel zu sagen, über so viel Hintergründe zu berichten, Bilder zu zeigen etc., dass der Platz auf unserer Homepage einfach nicht ausreicht. Deshalb gibt es jetzt diese Einzelseiten. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Freitag, 17. August 2012

Die Seele als Ort in der Natur

(c) Netzer Johannes - fotolia.com
In seinem Buch "Soulcraft - Die Mysterien von Natur und Seele" stellt Bill Plotkin eine faszinierende Definition der menschlichen Seele dar. Hier ein Textauszug:

Ihre Seele ist Ihre wahre Natur. Sie können sich Ihre Seele auch  als Ihren wahren Ort in der Natur vorstellen. Sie wurden geboren, um einen bestimmten Platz in jener Gemeinschaft einzunehmen, die der Ökophilosoph David Abram die mehr-als-menschliche Welt nennt. Sie haben eine einzigartige ökologische Rolle, die Art und Weise, in der es für Sie bestimmt ist, dem Netz des Lebens zu dienen und es zu nähren – entweder direkt oder über Ihre gesellschaftliche Rolle. Auf der Seelenebene gehören Sie auf eine ganz bestimmte Weise zur Biosphäre, die so einzigartig ist wie jeder Ahornbaum, jeder Elch und jeder Berg.

„Ein besonderer Ort“ bedeutet auch eine bestimmte
physische Örtlichkeit. So gehen die australischen Aborigines zum Beispiel davon aus, dass es für jeden Menschen einen Platz in der natürlichen Welt gibt, an den er am meisten gehört, der ein Teil von ihm ist – ebenso, wie der Mensch einen Teil dieses Platzes darstellt. Indem er diesen Platz findet, entdeckt er zugleich sein wahres Selbst.

Auch Sie können Ihre Mitgliedschaft als Naturwesen in der natürlichen Welt zurückgewinnen. Der leichteste und direkteste Weg dahin besteht darin, einfach Zeit im Freien zu verbringen, ruhig, beobachtend und dankbar. Wenn Sie auf arglose Weis ein die Natur eintauchen, werden Sie mit der Zeit entdecken, dass die Natur Ihre Seele widerspiegelt und so Ihren besonderen Platz in der mehr-als-menschlichen Welt enthüllt.


Sie können sich darauf verlassen, dass die wilde Natur Ihre Seele reflektiert, denn diese ist Ihr wildester und natürlichster Aspekt. Die Natur gebiert Ihre Seele – und die aller anderen Tiere und Pflanzen auf dem Planeten. Ihr Ego jedoch ist nicht direkt aus der Natur geboren, sondern entstammt eher der Matrix, die von Kultur, Sprache und Familie gebildet wird. Die Seeleninitiation wird oft als Tod mit darauf folgender zweiter Geburt beschrieben. Es ist, als wenn Sie einen Kokon spinnen, in dem Ihr erstes Ego stirbt und später ein in der Seele verwurzeltes Ego geboren wird – diesmal nicht aus der Kultur, sondern aus dem Schoß der Natur.


Die wilde Natur enthält alle irdischen Zugehörigkeitsmuster. Jede Nische der Welt wird von einer Lebensform gefüllt, die dort perfekt hineinpasst, weil sie genau dafür geboren wurde. Je wilder die Umgebung (also je komplexer und verschiedenartiger), umso wahrscheinlicher enthält sie Zugehörigkeitsmuster, die sich mit Ihrer Bestimmung in Einklang befinden. Wer auch immer Sie sein und welche Möglichkeiten Ihnen auch immer zu eigen sein mögen, irgendwo in der wilden Natur gibt es Formen und Kräfte, welche die Nuancen Ihrer Seele widerspiegeln.
Bill Plotkin

Ihre Seele ist sowohl Teil von Ihnen als auch Teil der Welt. Die Welt kann keine Vollständigkeit erlangen, bevor nicht Sie selbst vollständig werden. Wie der pulsierende Raum eines schimmernden Potentials, das darauf wartet, entdeckt, beansprucht, besetzt zu werden, entspricht auch Ihre Seele einer Nische, einem ganz bestimmten Platz in der Natur. Wie ein Strudel in einem Fluss, eine Welle im Ozean oder eine Flamme im Feuer ist Ihre Seele sowohl in als auch von dieser Welt.
Der Mathematiker und Kosmologe Brian Swimme sowie der Kulturhistoriker Thomas Berry legen in ihrem Buch Die Autobiographie des Universums nahe, dass nicht nur jeder Mensch und alle Dinge einen einzigartigen Platz in der Welt haben, sogar selbst ein solch einzigartiger Ort sind:

Walt Whitman hat seine Empfindungen nicht erfunden, und er war für die Form, in der er seinen Gefühlen Ausdruck verlieh, auch nicht gänzlich verantwortlich. Vielmehr stellen seine Empfindungen eine komplizierte Schöpfung der Milchstraße dar, und seine Empfindungen sind Heraufbeschwörungen des Seins, Beschwörungen, die Gewitterstürme, Sonnenlicht, Gras, Geschichte und Tod umfassen. Walt Whitman ist ein Raum, den die Milchstraße geformt hat, um ihre eigene Größe zu spüren. 

Die Essenz der menschlichen Seele kann nicht von der Wildnis der Natur getrennt werden.  Aus diesem Grund muss eine hinreichende Psychologie immer eine Öko-Tiefenpsychologie sein. Und so überrascht es nicht, dass sich tiefe Begegnungen mit der Seele selbst in der modernen Welt oft während einsamer Wildnisaufenthalte ereignen, wie es auch bei den Begründern der großen Weltreligionen der Fall war: Moses stieg auf den Berg Sinai, Jesus verbrachte vierzig Tage in der Wüste, Mohammed begab sich in eine Höhle außerhalb von Mekka, und Buddha saß unter dem Bodhi-Baum. Auch wir müssen lernen, unsere Vision und Inspiration wieder außerhalb der gewohnten Welt des Dorfes zu finden und wieder in innere wie auch äußere Wildnis hineinzuwandern. 


   








Bill Plotkin: Soulcraft


Übrigens: Ein ausführliches Leitbild des Arun Verlages zu Fragen der Ethik, der Spiritualität und der Ökologie finden Sie HIER. 

Freitag, 15. Juni 2012

In Verbindung sein

Ein Interview mit Gerhard Popfinger
  
In der Dunkelheit im Kreis sitzen, schwitzen, reden, singen. Umfangen von Mutter Erde und mit Geistwesen, Krafttieren, Ahnen verbunden sein. Mit uns selbst und der Natur, dem Leben kommunizieren. Die Trommel hören, spüren. Teil des großen Liedes sein.
So arbeitet Gerhard Popfinger, Schwitzhüttenleiter aus Würzburg. Und dieser Weg ist nicht nur sein Beruf, sondern viel mehr. Dirk Grosser sprach mit ihm über Heilung, über Gott und Göttin, über Plastikschamanen und Tiefenökologie, über rotglühende Steine und einen Kreis, der alles Sein umfasst.


Kann eine uralte Tradition wie der Schamanismus unserer Moderne etwas Substanzielles sagen?
Schamanismus ist ja so etwas wie die Ur-Religion aller  Kulturen, ohne dabei die dogmatischen und absoluten Merkmale einer heutigen Welt-Religion zu besitzen. Mehr im ursprünglichen Wortsinne, wo ja "Religion" von lat. religare stammt, was soviel heißt wie "anbinden, zurückbinden", also die Rückverbindung mit dem Ursprung. Und was ist unser Ursprung, der Ursprung allen Lebens? Himmel und Erde, Licht und Materie, die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft, Tiere und Pflanzen, von und mit denen wir leben, und unsere Mitmenschen in Form unserer Vorfahren, der Ahnen, und unseren Freunden, Verwandten und der ganzen Weltbevölkerung. Das sind die unmittelbaren Kräfte, die uns bewegen - nur ist uns das heute meist nicht mehr bewusst. Alle sprechen von Vernetzung, aber das natürliche Netz unserer Eingebundenheit ist uns verlorengegangen. Was bedeutet heute noch, ein "Kind der Erde" zu sein? Dabei ist es einfach nur Wahrheit! Ich glaube, dass sehr viele Anstrengungen, die heute für eine bessere Welt gemacht werden, deswegen ins Leere laufen – zumindest was die Breitenwirkung betrifft –, weil uns heutigen Menschen diese substantielle Anbindung an die Urkräfte des Lebens auf unserer Erde aus dem Bewusstsein verschwunden ist. So bedeutet Schamanismus in heutiger Zeit für mich in erster Linie Wieder-Erinnerung an die Verbundenheit allen Lebens, eine spürbare Anbindung an die Kräfte der Erde, und eine Ausbalancierung des fragilen Gleichgewichts unserer Umwelt wie auch unserer eigenen Innenwelt. Substanzielleres und Aktuelleres kann ich mir nicht vorstellen!

Was bedarf in unserer Gesellschaft der Heilung?
Ich glaube, was am meisten fehlt, ist das bereits angesprochene Bewusstsein unserer Verbundenheit, unseres Aufeinander-angewiesen-seins  und der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen allen Bereichen des Lebens: Mensch und Erde, Mensch und Pflanzen, Mensch und Tiere, Mensch und Mensch. Man kann es auch Liebe nennen. Aber eine erwachsene Liebe, die aus Verantwortung und Einsicht gespeist wird. Es ist schon unglaublich, mit welchen Banalitäten sich viele Leute tagein-tagaus beschäftigen, während Kriege geführt werden, unzählige Menschen verhungern, die letzten Ressourcen unserer Erde verdreckt oder unwiederbringlich verbraucht werden usw. Gerade gestern habe ich gelesen, dass seit 1970 die weltweite Biodiversität um 30% abgenommen hat. Das heißt, dass 3 von 10 Pflanzen- und Tierarten bereits verschwunden sind - in 40 Jahren! Es ist ein abgedroschener Satz, aber wir müssen aus unserer tiefen Hypnose aufwachen und zum Wesentlichen des Lebens zurückkehren - oder vielmehr endlich vorangehen!

Ist der Rückgriff auf schamanische Praktiken, den man in der spirituellen Szene überall sieht, Zeichen eines heraufdämmernden „ökologischen Zeitalters“? Wäre das deine Hoffnung?
Den Ausdruck "ökologisches Zeitalter" würde ich lieber durch "bewusstes Zeitalter" ersetzen. Wenn wir unser Leben mit Bewusstsein durchleuchten, wird das, was heute als Ökologie bezeichnet wird und in weiten Bevölkerungskreisen schon fast wieder als "Spinnerei" gilt, einfach unmittelbare Normalität und Selbstverständlichkeit. Einfach nur bewusst zu sehen ist dabei oft genug: etwa solche Absurditäten, dass wir unsere gesamte weltweite Ackerfläche, etwa 10% der Erde, 2 bis 3 mal jährlich mit Giften besprühen, dass wir seit Jahrzehnten weltweit chemische und radioaktive Abfälle ungehindert ins Meer leiten oder dort versenken, oder dass wir weiterhin jede Minute (!) 28 ha Wald, etwa 40 Fußballfelder an der weltweiten Waldfläche roden, allein im Amazonas täglich 7000 ha, das kann jedermann auf Google Earth beobachten. Wenn genug Menschen wirklich realisieren, was das bedeutet, glaube ich an einen Wandel. Und wenn schamanische Praktiken dazu beitragen können, und das tun sie sicherlich, freu ich mich natürlich, aber es gibt zum Glück noch viele andere Wege, um aufzuwachen.

Wie steht der Schamanismus mit wissenschaftlichen Wegen wie z.B. der Tiefenökologie in Beziehung? Gibt es da einen Dialog oder zumindest Ansätze dafür?

Da muss man schon unterscheiden zwischen traditionellem Schamanismus und Neo-Schamanismus. Viele alte Kulturen, die für uns heute faszinierendes, geheimnisvolles und dabei funktionierendes Heilwissen haben oder hatten, haben durch ihre Lebensweise trotzdem ihre Umwelt zerstört oder sogar sich selbst die ökologischen Lebensgrundlagen entzogen. Da wird von Eso-Romantikern auch viel verklärt. Trotzdem gibt es diesen Weg des "Walk-in-balance", wie er v.a. dem indianischen Schamanismus zugeschrieben und auch in der Tiefenökologie aufgegriffen wird. Ich bin mit tiefenökologischen Theorien nicht so vertraut, aber für mich sind schamanische Erfahrungen der praktische und erfahrbare Unterbau für die mir manchmal etwas verkopft erscheinenden Theorien der Tiefenökologen.

Würdest du dich selbst als Schamanen bezeichnen?
Nein. Und nicht nur, weil auch die wenigsten indigenen Schamanen sich selbst so bezeichnen. Ich arbeite lediglich mit schamanischen Zeremonien und Techniken, aber auch mit modernem psychologischen Wissen der westlichen Welt, mit Advaita- und Zen-Aspekten und natürlich meinen eigenen Erkenntnissen über diese Welt. Am ehesten sehe ich mich noch in der Tradition der alten Mystiker, aber auch das Wort Regenbogen-Schamane gefällt mir. Da ist zwar auch wieder der Schamane drin, aber es meint einen heutigen Menschen, der funktionierendes Wissen aus vielen Kulturen gesammelt hat und es jetzt sinnvoll anwendet. Manchmal bin ich in meinen Seminaren auch Künstler, Zeremonienleiter, Seelsorger, Musiker (wenn auch eher laienhaft), Ekstatiker, Narr, Mentor oder einfach Mensch.
 
Manchmal scheint es mir, als sei Schamanismus das neue Reiki. Überall werden schamanische Kurse angeboten und jeder, der mal ein Wochenende auf eine Trommel gehauen hat, eröffnet gleich eine schamanische Praxis oder besser noch ein Institut. Ich habe das Gefühl, dass unter dieser immensen Quantität die Qualität leiden könnte. Wie siehst du das?
Ja, das erlebe ich auch so. Es gibt inzwischen viele Menschen in Deutschland, die ihre unzweifelhaft vorhandenen hellsichtigen oder heilerischen Gaben durch schamanische Techniken zum Erblühen bringen und nutzbringend anwenden. Aber es gibt wohl noch viel mehr, die nach einer erfolgreichen schamanischen Reise glauben, sie hätten jetzt die Weisheit mit Löffeln gefressen. Vom beliebten Spruch "Wir sind doch alle Schamanen" distanziere ich mich ausdrücklich - eine schreckliche Vorstellung! Wie auch immer: Es bleibt niemandem erspart, auf der Suche nach authentischen Erfahrungen, Heilung oder Wachstum ein Gespür für die wirkliche Qualität hinter einer Oberfläche voller "Federn, Fransen & Co" (so die Überschrift eines in der Connection veröffentlichten Artikels von mir) zu entwickeln.

Wie unterscheide ich als Hilfesuchender seriöse Praktizierende von den sogenannten Plastik-Schamanen? Wie finde ich „das Echte“ im Neo-Schamanismus?
An einem Plastik-Schamanen finde ich nichts Verwerfliches! Es bezeichnet doch nur den Mut eines Heilers, angestammte Grenzen seiner Tradition, Zeit oder Kultur zu übertreten und damit Selbstautorität zu erlangen. Dieser Begriff wurde von den konservativen Traditionalisten der Indianerbewegung geprägt, v.a. in der Lakota-Kultur. Dort herrscht derselbe Kampf zwischen Tradition und Moderne wie überall sonst auch in der Welt. Eigentlich sollten damit Schamanen verurteilt werden, die ihr Wissen in die westliche Welt tragen - was aber wiederum im Einklang mit vielen alten Prophezeiungen steht. Natürlich gibt es Mitläufer, Ausnutzer, Trickser und Täuscher. Nun, wo gibt es die nicht? Wie findet man das "Echte" bei Haustürgeschäften, bei Geschäftsinhabern, bei Priestern, bei Politikern, bei Künstlern, in der Liebe? Nichts und niemand kann uns die eigene Erfahrung, Intuition und auch Kritikfähigkeit ersetzen. Es ist immer unsere eigene rosarote Brille, die wir tragen, und wir haben sie selbst aufgesetzt...

Es gibt ja immer wieder Menschen, die sagen, dass man indigene Traditionen – wie z.B. die Schwitzhütte – nicht einfach aus ihrem kulturellen Kontext lösen und auf den Westen übertragen könne. Manche reden gar von „Diebstahl“ an den indigenen Völkern. Wie stehst du zu diesem Punkt?
Ich sehe durchaus diese Schwierigkeit, verschiedene kulturell geprägte Zeremonien oder ganze spirituelle Wege in unser westliches Bewusstsein zu übertragen. Deshalb machen wir auch keine "indianischen Schwitzhütten" oder "indianische Zeremonien". Wir spielen nicht fremde Kulturen nach, sondern öffnen funktionierende Heil- und Bewusstseinsräume. Dass die vielleicht ganz anders wirken als die, die ein indianischer Schamane in der Schwitzhütte öffnet, kann gut sein. Aber nur „genau das Gleiche“ zu tun, diesen Anspruch habe ich gar nicht. Unsere Schwitzhütten sind weltweit funktioniere Zeremonien, an denen jeder, unabhängig seines Glaubens, teilnehmen und heilsame Erfahrungen machen kann. Außerdem ist die Kultur des rituellen Schwitzens allem Anschein nach auch in Europa seit Jahrtausenden bekannt.  Die skandinavische Saunakultur ist ja nur das Überbleibsel davon. Auch kann man ja nicht wirklich von Diebstahl sprechen, wenn Schamanen nach Europa reisen und Europäer den sogenannten „roten Weg“ lehren, weil sie sich als Ausführende der alten Stammesüberlieferungen und -prophezeiungen sehen. Diese Prophezeiungen,  die es übrigens rund um den Globus gibt, besagen, dass das Wissen der indigenen Völker eines Tages dringend zur Überwindung einer großen Krise gebraucht werden wird. Ich für mich bin froh, mit diesem Wissen gesegnet zu sein. Es ist Teil meiner spirituellen Suche, solange ich denken kann, und  meine Berufung. Das ist natürlich nur meine innere persönliche Gewissheit, aber es hat mir Frieden und Heilung gebracht, und ich bin all meinen Lehrern, indigenen wie modernen, unendlich dankbar dafür. Und so geht es auch vielen anderen Menschen, die unsere Seminare und Schwitzhütten besuchen. Da ist ganz viel Wertschätzung und Würdigung für die Wurzeln wie auch für die Bewahrer und Überbringer dieser alten Traditionen. Heilwissen, heilendes und heiliges Wissen, sehe ich dabei aber unter keinen Umständen als persönlichen Besitz eines Menschen, einer Religion oder einer Kultur - auch nicht als meinen! Wie kann spirituelle Erkenntnis oder ein spiritueller Zugang Besitz sein? Interessanterweise sind die schärfsten und aktivsten Vertreter der "kulturellen Diebstahl"-These oft (nicht-spirituell interessierte) Weiße, die dafür Anerkennung von den Indianern bekommen, bei traditionellen Zeremonien zuschauen dürfen und vom Rande her Beifall klatschen...

Im Buddhismus entwickelt sich aus verschiedenen Strömungen ein spezifisch westlicher Buddhismus, der sich an der Lebenserfahrung der Menschen vor Ort orientiert. Glaubst du, dass so etwas auch im schamanischen Bereich geschieht?
Ja, dieser Bereich wird meist als Neo-Schamanismus bezeichnet. Die An- und Herausforderungen unserer Kultur, der Bewusstseinszustand unserer modernen Zeit und die Lebensweise der westlichen Kultur sind so fundamental verschieden von denen traditioneller indigener Völker, dass es gar nicht anders möglich ist, als dass sich eine neue Strömung von Schamanismus entwickelt, wenn wir diese Traditionen nutzbringend einsetzen wollen. Wir dürfen nie vergessen, dass die Form der vielen verschiedenen schamanischen Kulturen weltweit immer sehr stark von der jeweiligen Kultur geprägt ist. Aber es geht nicht um die Form. Es geht um den Inhalt, und das ist das Wissen um die Bewegung, Veränderung und Balancierung von reiner Energie. Wer das erst mal begriffen hat, kann jede Form beliebig verändern oder auch ganz weglassen. Schamanismus hat sich immer verändert, und wird sich immer weiter verändern, weil er auf Lebenswirklichkeiten aufbaut, sonst wird er museal. Moderne indigene(!) Schamanen haben z.B. manchmal keine Krafttiere mehr, sondern benutzen Düsenjäger, weil die viel stärker sind! Cola-Dosen gelten als Kraftobjekte, denn welche Marke hat weltweit mehr Kraft? Und ausgebaute Autositze in der Schwitzhütte verhindern Rückenschmerzen... So etwas gefällt mir!

Auf welche Überlieferungen oder Traditionen können wir im Westen bei dieser Re-Integration des Schamanismus zurückgreifen?
Natürlich auf alle weltweit, die noch lebendig sind, soweit sie, wie in der letzten Frage behandelt, bereit sind, ihr Wissen zu teilen. Lebendiges Wissen ist immer totem vorzuziehen. Erfahrungen mit schamanischem Wissen geben uns dann aber die Möglichkeit, auch in unseren eigenen kulturellen mitteleuropäischen Wurzeln zu forschen: bei den keltischen und germanischen Völkern und ihrem Wissen. Ich bin dabei aber sehr zurückhaltend. Das meiste, was mir da bisher begegnet ist, halte ich für Fantasy und geht auf die romantischen Wiederbelebungs-Strömungen des 19.Jahrhunderts zurück. Wir müssen uns damit abfinden, dass unseren eigenen Wurzeln durch die jahrhundertelange radikale Herrschaft des Christentums mit Schwert und Kreuz gründlich ausgerissen wurden und immer nur rudimentär nachvollzogen und ausgedeutet werden können, auch wenn das natürlich schamanische Kulturen waren. Das ist aber auch eine große Chance, heute unabhängig von kulturellen Prägungen eine zeitgemäße Form von Spiritualität zu finden, jenseits von Dogmatismus, aber voller individueller Möglichkeiten, eben so, wie wir Menschsein heute verstehen. Jeder hat seinen ganz eigenen individuellen und persönlichen Zugang zur Spiritualität, und erst, wenn wir im Allerinnersten angekommen sind, finden wir wieder das Gemeinsame. Dazu sind dann aber keine Worte mehr nötig... Das ist auch noch ein großer und wesentlicher Unterschied für mich zwischen traditionellem und modernem Schamanismus: nebst der Verbindung zu den vielen verschiedenen Ebenen des Lebens liegt heute auch ein großer Fokus auf unserem innersten Licht, dem Kern, dem Selbst, der Leere, dem Gottesfunken oder wie auch immer man es bezeichnen will. Darüber findet man in alten schamanischen Traditionen nur wenig.

Was bedeutet die Schwitzhütte für Dich ganz persönlich? Welche Erfahrungen waren/sind für dich beeindruckend?
Die Schwitzhütte ist für mich ein Ort der Heilung. Jede Schwitzhüttenzeremonie ist für mich Eintreten in den heiligen Raum, ein Stück weit sterben und zuletzt wiedergeboren werden, immer wieder neu. Hier habe ich meine ganze persönliche Geschichte aufgearbeitet, Traumata geheilt, alte Emotionen ins Fließen gebracht und befreit, Glaubenssysteme gelockert, mein traumatisches Geburtsmuster, das mich an die Grenze des Todes gebracht hat, aufgelöst, ich habe Verbindung zu Geistwesen gefunden, wegweisende Visionen gehabt, meinen Eltern vergeben, meine Liebe wiedergefunden, mich an vergangene Leben erinnert, wichtige Entscheidungen getroffen, meine Süchte aufgegeben, Vertrauen entwickelt, die Beziehung zu Mutter Erde wiederhergestellt, tiefe mystische Erkenntnisse über die Existenz empfangen, das Singen gelernt, gelacht, geweint, geschrien, bin still geworden, und habe nicht zuletzt meine physische Gesundheit wiederhergestellt. Reicht das?  ;-)

Welchen Einfluss hat das schamanische Weltbild ganz praktisch auf deinen Alltag? Wie real sind Geistwesen und Krafttiere? Welchen Einfluss haben sie auf dich?
All die schamanischen Erfahrungen, die ich im Laufe der Jahre gemacht habe, haben nebst der persönlichen Heilung mein Bewusstsein schon ziemlich verändert. Ich sehe häufig Energien hinter Dingen und Menschen, sodass ich oft "weiß", was irgendwo los ist. Dazu kommen Eingebungen und andere, teils eigenartige Informationen. Es ist aber nicht so, dass ich damit überflutet werde und ständig in anderen Welten lebe. Ich bin auch ein ganz normaler, recht bodenständiger Mensch mit Fehlern und Schwächen :-) Wenn es nötig ist, kann ich diese Ebenen anschalten, und in Zeremonien ist das sozusagen mein Arbeitsmodus. Es gibt da aber trotzdem so etwas wie einen Filter, den ich nur sehr begrenzt beeinflussen kann. Im Idealfall stelle ich mich als Kanal zur Verfügung, und wenn es nötig ist, kommen Informationen und Handlungsanweisungen, die ich rational manchmal nicht verstehe, denen ich aber aufgrund vieler positiver Erfahrungen vertraue. Dann arbeiten sozusagen meine Verbündeten oder Geisthelfer durch mich. Wer oder was das aber wirklich ist, weiß ich nicht. Es gibt dafür natürlich die ganze schamanische Fach-Terminologie und zugehörige Bilder, aber letztlich gehört das für mich zum Bereich des großen Unbekannten, des Großen Geheimnisses. Heute verstehe ich gut, wenn manche meiner Lehrer wie auch große Weise sagten: "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Je weiter ich gehe, desto weniger verstehe ich - und das ist gut so! Alles nur Worte, Bilder, Versuche, das Unerklärliche zu umschreiben und damit die eigene Ohnmacht nicht spüren zu müssen... Meine Erfahrung ist: je mehr ich mich vertrauensvoll hingebe, umso besser geht es mir und meiner Umwelt. Aber das wird jetzt bestimmt auch wieder missverstanden werden. Deshalb sag ich lieber nichts... :-))

Du bietest ja nicht nur Schwitzhüttenzeremonien in Deutschland an, sondern organisierst und begleitest auch Visionssuchen in Nordschweden und Pilger- bzw. Medizinreisen nach Indien, Ägypten und Mexiko… Welche Erfahrungen machst Du an so unterschiedlichen Orten in deiner spirituellen Arbeit? Wie integrierst du diese Erfahrungen in ein großes und stimmiges Ganzes?
Einerseits kann man jede Erfahrung an jedem Ort machen und man müsste gar nicht reisen. Andererseits kennt jeder die Intensität und Erfahrungsdichte auf Reisen, gerade auch noch in gänzlich anderen Kulturen. Reisen erweitert grundsätzlich unser Bewusstsein, weckt unsere Sinne, aktiviert unser Denken und erweitert unser Erfahrungsspektrum. All das unterstützt per se unsere spirituelle Entwicklung. Dann gibt es natürlich vom schamanischen Aspekt her in jedem Land spezielle Erdenergien, Kraftorte, andere Spirits, usw. Ich mag viele Landschaften in Deutschland sehr gerne, aber mache immer wieder die Erfahrung, dass es in fast jedem anderen Land mehr Natur, mehr Wildnis und mehr lebendige Erdenergie gibt als bei uns. So unterschiedliche Erfahrungen wie die weite Wildnis Schwedens, die magische Energie in Mexiko, die bunte Intensität Indiens bringen mein Herz zum Singen, heben mein Energielevel an und hinterlassen unbenennbare, aber deutlich spürbare Spuren in meinem Sein. Zudem bringe ich ja viel von dieser Erfahrung zurück nach Deutschland. So befruchten sich die verschiedenen Weltteile gegenseitig.  Der Kulturaustausch durch Reisen war zu allen Zeiten der wichtigste Motor für die kulturelle und bewusstseinsmäßige Weiterentwicklung der Menschheit! Bauchgrimmen macht mir dabei aber schon das ökologisch bedenkliche Reisen mit dem Flugzeug. Ich hoffe dabei für mich, dass wir insgesamt gesehen mit diesen Reisen für die Welt durch das innere Wachstum der Teilnehmer mehr bewirken, als wenn wir sie unterlassen würden...

Ein weiterer Teil deiner Tätigkeit ist die Männer-Arbeit. Was ist dir daran besonders wichtig?
 

40 Jahre nach dem emanzipatorischen Aufbruch der Frauen stecken viele Männer mit ihrer Identität in einer Krise. Die alten überlieferten Werte unserer patriarchalen Kultur greifen nicht mehr - größtenteils sie sind entwertet, und der Rest ist vor die Wand gefahren. Auch wenn die Frauen ihren Teil der historischen Verantwortung mittragen, indem sie es nicht unterbanden: die männliche Kraft hat den Karren weltweit in den Dreck gefahren, und im Moment weiß keiner, wie er wieder rauskommen kann. Mit den alten Lenkmethoden funktioniert es nicht mehr, wie wir sehen, auch wenn alle weiter versuchen, es so zu machen wie schon immer... Es braucht also etwas völlig Neues auf dieser Erde, um die uralten Probleme zu lösen. Für mich ist das eine völlig neue Beziehung zwischen Mann und Frau, individuell wie kollektiv, in der von Gleichberechtigung nicht nur gesprochen, sondern sie auch gelebt wird. Ich nenne es die Rückkehr der Göttin. Ich habe noch kaum jemanden getroffen, der weiß, wie so etwas praktisch aussehen kann, so weit weg sind wir davon. Auch ich weiß es nicht - ich sehe nur, wie es nicht geht. Das ist ein riesiges Experiment und eine riesige Chance, die wir im Moment haben. Leider versuchen es die meisten Frauen, die für Gleichberechtigung eintreten, ebenfalls mit männlicher Kraft. Es gibt kaum starke Frauen in der Öffentlichkeit, die mit weiblicher Kraft wirken - alles Mannweiber mit Ellbogen, Leistungsdenken, Karrieredruck, Machtanspruch. Das macht mich müde, denn das sind doch die alten patriarchalen Kamellen, nur jetzt mit weiblichem Vorzeichen. Viele Frauen fühlen sich halt gut an der Stelle, weil es neu ist für sie - verlieren aber ihre Weiblichkeit noch mehr. Und die Männer? Die wiederum merken, dass die alten Bilder und Ideale hohl geworden sind. Sie fühlen, dass sie keine Verbindung zu einer authentischen männlichen Kraft haben.
Es gibt dafür auch kaum Vorbilder in unserer Gesellschaft. Authentische männliche Kraft beinhaltet eine klare Vision über einen Weg. Sie dient dem Weiblichen, dem Wachstum und Leben, ohne sich dabei zu verbiegen, aufzugeben oder in eine kindliche Sohn-Rolle abzugleiten. Sie schützt, setzt Impulse, führt, sorgt. Sie ist stark und sanft zugleich. Und sie begegnet der Göttin neben ihr ohne Angst, ohne Scheu, ohne Dominanz, mit Respekt, Offenheit und Verehrung, mit dem Wissen, dass sich in ihr das Geheimnis des Lebens verbirgt. Wer von uns Männern hat wirklich die Kraft und den Mut, als Gott neben der Göttin zu stehen? Wer ist wirklich bereit? Da braucht es soviel Heilung zwischen Mann und Frau. Nicht nur die Frauen sind verletzt, auch die Männer! Deswegen liebe ich die Männerarbeit. Wir öffnen uns anders im Kreis der Männer, zeigen uns, werden sichtbar, verwundbar, machen die Erfahrung von Brüderlichkeit, von Abenteuer, von In-die-männliche-Kraft-Kommen. Wir müssen nicht mehr anders oder besser sein, nur noch sein. Das geht weit über Stammtisch- und Fußballvereinskreise hinaus und öffnet Räume, die die meisten Männer nicht kennen, aber tief ersehnen - oft ohne es zu wissen. Männlichkeit finden wir bei Männern, nicht bei Frauen! Und so gewachsen und gestärkt können wir den Frauen dann ganz anders gegenübertreten... und endlich gemeinsam anfangen, in dieser Welt den großen Dreckshaufen aufzuräumen!

Und noch eine letzte Frage: Schwitzhütte, Medizinrad, Redestabrunden… All das findet im Kreis statt, und auch deine Webseite heißt „Kreiszeit“. Was bedeutet der Kreis für dich? Was ist Kreisbewusstsein?   Der Kreis ist eine Urkraft und deswegen auch ein Ursymbol des Lebens. Leben verläuft zyklisch in Kreisläufen: Tag und Nacht, der Sonnen- und Mondlauf, die Jahreszeiten, wir sprechen auch vom Kreis des Lebens, die Gestirne sind rund und immer sind wir auf dieser Erde von einem Kreis umgeben, wenn wir uns um unsere eigene Achse drehen. Das ist also wirklich unsere grundlegende Wahrnehmungswirklichkeit: das Leben ist rund. So ist es ganz naheliegend, dass beim Versuch, das Geheimnis Leben in ein Modell zu packen, bei indigenen Völkern ein Kreis entstand, wie z.B. beim sogenannten Medizinrad. Dieser Kreis, oft mit einem eingebundenen Kreuz, ist weltweit als Symbol verbreitet und schon in steinzeitlichen Höhlenmalereien gefunden worden. Wir haben den Namen "Kreiszeit" aus verschiedenen Gründen gewählt. Zum einen arbeiten wir natürlich mit diesem alten Wissen über Kreisläufe und Lebenskreise, die eben den Abend genauso enthalten wie den Morgen, Nacht wie Tag, und damit aufzeigen, dass dunkle Zeiten und Krisen ebenso zum Leben gehören wie Glücksphasen und Hoch-Zeiten. Zum anderen gibt es da noch etwas Geheimnisvolles, das wir Kreisbewusstsein nennen, und von dem auch Jesus in der Bibel (mit dem ich im Gegensatz zur Institution Kirche kein Problem habe) spricht: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen." Das meint das gemeinsame Bewusstsein, das in einem spirituell ausgerichteten Kreis entsteht, zu dem jeder seinen Teil beiträgt, das aber viel mehr ist als nur die Summe seiner Teile. Man kann es auch Gruppenintelligenz nennen, kollektives Bewusstsein, oder evolutionäre Intelligenz. Das gemeinsame Bewusstseinslevel im Kreis steigt weit über das hinaus, was für die meisten Menschen alleine möglich wäre. Da aber Bewusstsein die Eigenschaft hat, sich immer an der höchsten Ordnung auszurichten, geschieht auf ganz einfache und mühelose Weise Wachstum im Kreis für jeden Teilnehmer. Und natürlich geht es auch dabei wieder um Liebe, um das eine gemeinsame Herz. Oft tauchen auch Spiegelungen auf im Kreis, Schattenspiele, und können im geschützten Rahmen einer Zeremonie oder eines Seminars angeschaut und integriert werden. Am Ende eines Tages oder Wochenendes finden wir uns als Gruppe dann oft in einer Nähe, Vertrautheit und Freude wieder, die viele Menschen nicht einmal aus ihren engsten Beziehungen kennen, und die zutiefst heilsam wirkt. Ich kann mir keine schönere Berufung vorstellen, und bin heute zutiefst dankbar, solche Kreise initiieren zu dürfen, weil es einfach immer wieder eine Freude ist!

Vielen Dank für das Gespräch!
Danke ebenfalls - es war mir ein Vergnügen! 

Mehr von Gerhard Popfinger in seinem Buch:


Sonntag, 15. April 2012

Religiöse Toleranz – auch für Heiden!

Geschichte wird bekanntlich immer von den Siegern geschrieben, das trifft auch auf religiöse Konflikte infolge von Missionierungen zu. Unser Autor Voenix möchte zu einer Aktion aufrufen, die wir nachdrücklich unterstützen möchten. Hier sein offener Brief:

Die entweihte Donar-Eiche zu Fritzlar
Ein Aufruf von Voenix für Samstag, den 16.6.2012

Wie die meisten von Euch sicherlich wissen, soll in Fritzlar bis ins Jahre 724 eine uralte, dem Germanengott Donar geweihte Eiche gestanden haben, die der ansässigen Bevölkerung als sichtbares Heiligtum ihres alten Glaubens diente. Diese wurde dann in besagtem Jahr von dem Mönch Bonifatius gefällt, der aus ihrem Holz daraufhin angeblich die erste Kapelle gebaut haben soll, dem Grundstein für den späteren Fritzlarer Dom. 
Anlässlich ihrer offiziellen Stadtgründung vor 1275 Jahren, haben die Fritzlarer Stadtväter dieses Jubiläum im Jahre 1998 nun mit einem Kunstprojekt begangen, für das am 05. Juni 1999 (dem Tag des Heiligen Bonifatius) eine Bronzeplastik auf dem Domplatz aufgestellt wurde. Diese zeigt den mit einer Axt bewaffneten Mönch, wie er auf einem abgehackten Baumstumpf steht, während er in der anderen Hand ein Miniaturmodell des künftigen Domes hält. Da ich es als empörend und traurig zugleich empfinde, dass man es heute offensichtlich immer noch nötig hat, sich auf solche Weise mit einem derartigen Ereignis zu brüsten, möchte ich gerne unter dem Motto: „Religiöse Toleranz“ alle Gleichgesinnten dazu aufrufen, sich mit mir und möglichst vielen anderen Heiden am Samstag, den 16. Juni um 16.00 Uhr auf dem Domplatz des Ortes Fritzlar einzufinden. Ziel dieser Versammlung, zu der wir auch Vertreter der Presse einladen wollen, soll sein, die Öffentlichkeit für unsere naturspirituelle Glaubensrichtung ein wenig aufmerksamer zu machen. Weiter möchte ich vor Ort gerne eine Schweigeminute für die zahlreichen Opfer abhalten, welche durch die Kirche aufgrund ihres alten Glaubens gewaltsam umgekommen sind. Ebenso wollen wir symbolisch einen kleinen Eichensetzling vor dem Denkmal postieren und damit die „Welt“ wissen lassen, dass es sehr wohl noch Heiden in Deutschland gibt!
Danach kann, wer möchte, mit uns noch auf einen nahe gelegenen Grillplatz mitkommen, der vor Ort dann noch bekannt gegeben wird. Wer also Lust hat, mit mir an diesem Tag mal etwas Farbe zu bekennen, der ist herzlich eingeladen zu kommen. Mehr Infos zu dieser Aktion, findet Ihr auf meiner Webseite.

Viele Grüße & bis bald,
Voenix
 
Wir würden uns freuen, wenn dieser Artikel weiterverteilt wird und viele Menschen sich dieser sinnvollen Aktion anschließen.
Übrigens: Das Leitbild des Arun Verlages - unsere Weltsicht und warum wir Bücher machen - finden Sie in ausführlicher Form HIER.




Sonntag, 1. April 2012

Glück finden oder Glück schaffen?

Der Initiator und Produzent der "Glücksessenz", Bernd Bechtloff, im Interview.

Schlagwerker und Querdenker Bernd Bechtloff, stets eingebunden in neue musikalische Projekte und Experimente, hat sich mit einer illustren Gemeinschaft aus Philosophen, Schamaninnen, Psychologen, Biologen und Musikern auf eine Reise ins Bewusstsein des Menschen gemacht. Mit seinem Projekt „Die Glücksessenz“ trägt er Erkenntnisse aus vielen korrespondierenden Wissensgebieten zusammen, um zu zeigen, wie sehr wir als Menschen unser eigenes Leben, unsere eigene Erfahrungswelt und unser eigenes Glück oder Unglück erschaffen. Dirk Grosser sprach mit ihm über Wahrnehmung, Mystik, Wandel, Resonanz und das Glück des Trommlers…


Dein Buch zum Projekt „Die Glücksessenz“ beginnt mit einer interessanten Fragestellung: „Wenn wir etwas nicht verstehen, weil es unseren Verständnishorizont übersteigt, was werden wir tun? Uns abwenden und weitermachen wie bisher? Oder den Blick heben, unsere Wahrnehmung klären und einem neuen Verständnis des Menschseins Raum schaffen?“
Was ist für dich dieses neue Verständnis des Menschseins?

Na ja, zu allererst muss ich sagen: so neu ist dieses Verständnis eigentlich gar nicht. Es geht um ein Selbstverständnis von mir als Mensch, der sich weder als Krone der Schöpfung sieht und sich so verhält, noch als Krebsgeschwür, das die Erde tötet. Neu ist lediglich, dass es sehr dringend ist, unsere „Ich-nehm-mir-was-ich-kriegen-kann“-Mentalität radikal zu verändern. Tun wir das nämlich nicht, subtrahieren wir uns von diesem Planeten, da sind sich jetzt schon viele große Vordenker und Vordenkerinnen und noch mehr „einfache Menschen“ einig. Das Statement mit dem neuen Verständnis bezieht sich auf die für mich faszinierende Entdeckung, dass viele Naturwissenschaftler, die ja nicht gerade bekannt dafür sind, spirituell veranlagt zu sein, im (vorsichtigen) Erweitern ihres Horizonts plötzlich genauso klingen, wie die Mystiker und Weisen der letzten Jahrtausende. Das hat mich begeistert. Ich habe zwei Jahre ein Quantenphysik-trifft-Bewusstseinsforschung-Buch nach dem anderen gelesen, und das hat mir letztendlich den Kick gegeben, so etwas wie die Glücksessenz anzugehen.


Glaubst du, dass sich dieses neue Verständnis durchzusetzen vermag?

Ich würde gern ein lautes JA! ausrufen, aber ich bin mir nicht sicher. Wie vorhin erwähnt – mittlerweile ist es eine echte Not-wendigkeit, dass wir uns wenden, aber die destruktiven Kräfte sind immer noch unglaublich stark, und bestens organisiert, und nicht nur das: wir sind durch tausende Jahre Ausbeutung, Krieg und patriarchale Phantasien zutiefst geprägt, das sollten wir schleunigst loswerden. Im Übrigen glaube ich natürlich an Wunder und habe überdies eine Instanz in mir, die ständig den Kopf schüttelt und lacht. Also können wir vielleicht doch die Kurve kratzen und noch länger auf diesem schönen Planeten herumlaufen, und ihn und uns erforschen, ganz nach dem Motto: wir sind nicht menschliche Wesen, die spirituelle Erfahrungen machen, sondern spirituelle Wesen, die menschliche Erfahrungen machen!


Was wird sich dadurch ändern? Ich vermute, dieses Verständnis – sollte es sich durchsetzen – hat soziale, ökologische, wirtschaftliche und auch religiöse bzw. spirituelle Folgen?

(c) Uzi Tzur - fotolia.com
Das Verständnis, dass wir EIN Organismus Mensch sind, der ein Ausdruck der Wesenheit Erde ist, würde oder wird sehr grundlegend etwas ändern, nämlich alles! Ich meine, das hat es schon immer getan! Wir sind ja nicht die Ersten, die das so sehen! Im Gegenteil, die Menschheit hat zig Jahrtausende in diesem Modus gelebt und überlebt, wir haben MIT der Erde gelebt und nicht gegen sie, haben uns eingebunden in natürliche Zyklen erlebt, nicht völlig losgelöst, wie heute. Wir haben ihn kurzfristig vergessen, diesen sogenannten matriarchalen Modus, wie ein Pubertierender kurzfristig alles vergessen kann, was ihm lieb und teuer ist, weil sich sein Gehirn umbaut. Vielleicht – und das ist meine Hoffnung – verhält es sich auch bei uns als Menschheit ähnlich. Dann wird’s Zeit, dass wir endlich volljährig werden und aufwachen!


Wie hast du selbst deine Wahrnehmung geklärt? War das ein schrittweiser Prozess über einen längeren Zeitraum oder eher ein Blitz der Erkenntnis?

Ich maße mir nicht an zu behaupten, meine Sichtweise wäre geklärt! Ich bin mittendrin in der Klärung, und das schon immer! Ich habe mit 13 Jahren begonnen Krishnamurti zu lesen, und hatte das Gefühl alles zu verstehen. Wenn ich jetzt, 30 Jahre später Krishnamurti lese, brummt mir der Kopf nach ein paar Seiten. Dennoch habe ich das Gefühl ich sei jetzt bewusster, nehme mehr von der Welt wahr als damals. Ist das nicht vielleicht trügerisch?
Immer wieder ereignen sich Erkenntnisse blitzartig, da wird mir schlagartig etwas bewusst und ich handle sofort und bin im Nachhinein erstaunt, wie tiefgreifend das war. So habe ich zum Beispiel mit 17 Jahren scheinbar aus völlig heiterem Himmel beim Anblick des Sonntags(Hasen)-Bratens von einer Sekunde auf die andere aufgehört Fleisch zu essen, und esse bis heut noch keins. Das war einer dieser Erkenntnisblitze, die von ich-weiß-nicht-wo kommen und höchst erstaunlich sind. Anderes entwickelt sich langsam, aber die Idee der Entwicklung setzt immer die Vorstellung von zeitlicher Weiterentwicklung voraus, und die ist – wie erwähnt ­ möglicherweise trügerisch!


Du hast im Buch viele wunderbare Zitate zusammengetragen. Besonders hat mir dies von Mark Twain gefallen: „In 20 Jahren wirst du mehr von den Dingen enttäuscht sein, die du nicht getan hast, als von denen, die du tatest.“
Glaubst du, dass Fehler einfach zum menschlichen Leben dazugehören und dass diese ebenfalls wichtigen Anteil an unserer inneren Entwicklung haben?

Natürlich glaub ich das! Es gibt ja diese wunderbare „Chinesische Parabel“ von Hermann Hesse, wo immer irgendetwas passiert, die Nachbarn kommen und sagen „Na, da hast du aber Glück gehabt“, dann passiert aufgrund dieses „Glücks“ irgendetwas Schreckliches, die Nachbarn kommen wieder und meinen „Na, da hast du aber Pech gehabt“, worauf dieses „Pech“ durch irgendwelche Ereignisse wieder dazu beiträgt, dass etwas Wunderbares passiert, und so fort. Und der weise Alte sagt jedes Mal: „Woher wollt ihr wissen, dass das ein Glück ist?“ oder „Woher wollt ihr wissen, dass das Pech ist?“
So sehe ich das auch bei den sogenannten „Fehlern“!


Du behauptest, Wissenschaft und Mystik seien in unserer Zeit nicht länger Gegensätze. Kannst du erläutern, wo sich deiner Meinung nach diese beiden Erkenntniswege begegnen?

Einige Quantenphysiker behaupten ja, dass die Welt an sich gar nicht existiert, weil diese dubiosen kleinsten Materieteilchen (oder sind es Wellen?) sich so paradox verhalten, dass sie offenbar erst hier dann dort, als Teilchen oder Welle erscheinen, wenn wir sie – durch bestimmte Versuchsanordnungen ­–  zu diesem oder jenem determinieren. Ja, man kann nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob sie überhaupt da sind, wenn man nicht hinsieht! Und das ist der innerste Zusammenhalt all unserer Materie!!! Da muss man ja an die Buddhisten mit ihrem Nicht-Sein als Grundessenz aller Dinge erinnert werden, oder an die hinduistische Lehre von der maya – die materielle Welt der Illusion. Der große Fehler von einigen Weisen und Wissenschaftlern ist natürlich dann der Wunsch diese Welt zu „verbessern“, zu manipulieren, zu welchen Zwecken auch immer. Da gehen Naturwissenschaftler natürlich um einiges brachialer vor als Mystiker. Aber so mancher Mystiker  war auch Religionsgründer, und Religionen gehören wohl zu den mörderischsten Institutionen, die jemals unsere Erde verunziert haben.


Du siehst die Realität als vom menschlichen Geist beeinflussbar und derzeit erscheinen eine Menge Bücher zu diesem Thema. Besteht bei dieser Theorie nicht die Gefahr einer neuen Ego-Zentrierung und erhebt das den Menschen nicht wieder über die Natur, die er nun nicht nur durch seine Handlungen, sondern sogar durch seine Gedanken verändert?

Völlig richtig! Das ist ja sozusagen das „Grundproblem“ bei Publikationen wie der Glücksessenz. Es gibt unzählige Bücher und Ratgeber, wo der Machbarkeit gefrönt wird. Schick‘ ein Brieflein ans Universum, dass du reich, gesund und glücklich sein willst, dann erfüllt dir das Universum deinen Wunsch, denn es liebt dich! Doch seltsam, jetzt wartest du schon Jahre und du suggerierst dir beständig, schon etwas krampfhaft, dass du toll bist, das du es wert bist reich, erfolgreich, gesund, geliebt zu sein, aber es will sich einfach nicht einstellen. Na dann bist du eben selbst schuld! Das ist die typisch amerikanische Selfmade-Man-Mentalität in neuem New-Age-Gewand. Ich wende mich mit Ekel von diesen Büchern in der Buchhandlung ab. Die Glücksessenz ist da eher so etwas wie ein trojanisches Pferd. Sie gibt vor, auch so ein Nimm-dein-Glück-selbst-in-die-Hand-Ratgeber zu sein, entpuppt sich aber dann als humorvolles und – wie ich hoffe ­– sehr menschliches Reflektieren über die großen und weniger großen Fragen unseres Daseins. Keine Ahnung, ob das ein gutes Marketing-Konzept war…
Wie bringe ich einen Herzenswunsch in die Wirklichkeit? Indem ich darauf hinarbeite – eh klar! Indem ich ein Ziel formuliere, mich in Bewegung setze, einen Rhythmus finde, es einfach laufen lasse, in Resonanz gehe und so weiter. Das Erstaunliche ist, dass ich die Abfolge der 13 Schritte, denen die Glücksessenz in ihrem Aufbau folgt, in einem Buch über die Maya-Kultur gefunden habe. Die sind diesen 13 Schritten schon vor 1.000 Jahren gefolgt, und das hat mich beeindruckt.


Sind diese 13 Schritte alle gleich wichtig?

Ganz sicher. Es sind nicht Schritte, die man nacheinander gehen muss, es sind eher 13 Aspekte, die eine Ganzheit repräsentieren. In unserem europäischen Kulturkreis gibt es die 13. Fee im Dornröschen, die den Tod, die Rückkehr zur Quelle oder einem neuen Anfang symbolisiert. Das sind alles uralte archetypische Zusammenhänge, die für mich eine fühlbare Richtigkeit haben. Deshalb bin ich ihnen gefolgt und das war sehr spannend!


Der elfte Schritt lautet „Wandel zulassen“. Wie stellt sich dieser Wandel für dich dar und wo ist für dich der Unterschied zwischen aktivem Zulassen und passivem Fatalismus?

Das ist eine knifflige Frage, die ich schon seit Jahrzehnten mit diversen Freundinnen und Freunden diskutiere. Ist Wandel etwas, das uns ergreift, oder das wir selbst aktiv durchführen? Es ist schon klar, ­ in den Medien wird der Begriff des Wandels überstrapaziert und in der esoterischen Literatur auch. Es fühlt sich einfach toll an, wenn wir glauben, dass die Maya diese Botschaften und Prophezeiungen extra für uns hinterlassen haben, weil wir jetzt an der großen Zeitenwende stehen, und wir es in der Hand haben weiter zu existieren oder uns von der Erde zu radieren. Toll! Was für eine Macht! Vielleicht ist es ja tatsächlich so, vielleicht haben wir es tatsächlich in der Hand, vielleicht leben wir aber einfach nur in einer Zeit global knapper werdenden Ressourcen und die matriarchal organisierten indigenen Weisen sagen uns: Hey, hört auf unsere Erde auszuplündern und zu vergiften, wir würden gern noch ein paar tausend Jahre Mais anbauen, die Sterne betrachten und unsere Kinder aufwachsen sehen! Ein Wandel ist wie schon erwähnt not-wendig für uns alle. Meines Wissens war noch nie die Menschheit GLOBAL bedroht. Möglicherweise ist das das Neue. Diesbezüglich ist der Wandel also sicher etwas Aktives, nicht nur ein Um-denken sondern vor allem auch ein Um-handeln ist gefragt! Auf der anderen Seite sind wir durch zu vieles „Herumdoktern“ an der Schöpfung in diese Lage gekommen, warum soll uns jetzt also noch mehr manipulieren wieder hinaushelfen? Vielleicht muss ja einfach unser geschwätziger Geist einmal still werden und dem Rauschen des Waldes und der Sterne zuhören, dem Bach, den Tieren, den Kindern. Und zuhören ist etwas zutiefst Passives, Offenes.


Ein Schlüsselbegriff scheint mir „Resonanz“ zu sein – und auch der achte Schritt ist ja so betitelt. Was bedeutet „in Resonanz sein“ für Dich und hat deine Tätigkeit als Musiker dir geholfen, dich auch im Rest deines Alltags auf die Schwingungen anderer Menschen einzustellen?

Das ist wirklich eine sehr umfangreiche Frage. Das Kapitel der Resonanz hat einen derartigen Kosmos geöffnet, bei der Arbeit an der Glücksessenz, dass ich schon damit spekulierte, ein eigenes Hörbuch nur zu diesem einen Thema zu machen, und selbst das würde noch zu kurz greifen. Ich glaube, wir bestehen überhaupt nur aus Resonanzen. Unser Bewusstsein existiert gar nicht alleine, sondern nur in Resonanz mit allem was ist. Resonanz dürfte eines der tiefgreifendsten Naturgesetze sein. Ich starte oft neue Projekte und gehe dabei immer nach meiner persönlichen Resonanz-Wahrnehmung vor. Ich skizziere ein Projekt, spür nach, wer dafür in Frage kommt mitzumachen, schlage es vor und dann kommen diejenigen Menschen in Resonanz damit, oder auch nicht. Wenn ja, wird es Wirklichkeit, wenn nein, lasse ich sofort wieder davon los… Zumindest für den Moment! Diese Projekte kommen nämlich dann in eine Schublade bzw. in meinen Hinterkopf und suchen im Geheimen nach Komplizen. Manchmal dauert es 10 Jahre und mehr, bis sie sie gefunden haben!

Aber um auf die persönliche Frage zurückzukommen: dieses „in Resonsanz-Sein“ auf der Bühne oder beim Musizieren ist ja jedem Menschen bekannt, der schon mal irgendwo in einer Gruppe getrommelt hat, und jedem Musiker und jeder Musikerin erst recht. Der Chronobiologe Prof. Max Moser, der auch Teil der „Glücksessenz“ ist, hat das sogar gemessen! Ich war in der Hubert von Goisern Band und Prof. Moser verkabelte uns alle einen ganzen Tag lang mit seinen portablen Herzfrequenzmessgeräten. Das Ergebnis war vielschichtig und erstaunlich. Die Kurven der unterschiedlichen Herzfrequenzen waren während des Konzertes bei 4 von 5 Musikern auf der Bühne nahezu identisch. Bei einem Musiker verlief sie genau entgegengesetzt zu den anderen, und derjenige verließ nach dieser Tournee die Band. Ihm und uns war klar: er schwingt nicht mit uns. Und das war messbar!


Der 13. und letzte Schritt ist die Rückkehr zur „Quelle“, wie du es nennst, der Abschluss eines Zyklus. Was ist diese Quelle für dich? Und warum ist das Bewusstsein über die Rückkehr dorthin, also ein Bewusstsein unserer Vergänglichkeit, so entscheidend?

Zunächst ist damit der Abschluss einer  so genannten Manifestationswelle gemeint. Wenn ein Vorhaben vollendet ist, kann man das nächste angehen – oder ­ wie ich zehn Projekte gleichzeitig betreuen. Ich stelle mir keine Quelle vor aus der wir alle kommen, oder zu der wir gehen, kein allmächtiges Wesen, keine Lichtsphäre. Wie es im Film „Avatar“ heißt: Jede Energie ist nur geborgt, und wenn wir sterben, müssen wir sie zurückgeben. Nachdem ein Freund von mir bei einem Motorrad-Unfall gestorben war, habe ich gespürt, dass das Gefäß in dem er lebte – sein Körper ­– zerbrochen war, und dass er ­und alles was er war und hätte sein können ­ nun an keinem Ort mehr ist. Ich ging auf seinem Hof spazieren, nachdem ich feststellte, dass er in dem aufgebahrten Körper nicht mehr war, und konnte ihn überall fühlen. In jedem Grashalm, in jedem Stein, sogar in der Luft. Und ich hatte das deutliche Gefühl, dass seine Qualität jetzt frei zur Verfügung stand, dass ich mir nehmen könnte, was ich wollte, ja, dass jeder, der ihn gekannt und geliebt hatte, jetzt nehmen könnte, weil seine Energie nun frei war.


Erinnerst du dich an besonders eindrückliche Erlebnisse während des Produktionsprozesses der „Glücksessenz“? Etwas, das dir gesagt hat, dass du am genau richtigen Projekt zur richtigen Zeit arbeitest?

Ja, die spontanen Zusagen aller Interviewpartner und Sprecherinnen und Sprecher. Das ging so leicht und selbstverständlich, dass es mich berauschte. Und die Interviews selber waren durch die Bank sehr erquickend für mich!


Bist du selbst glücklich?

Was soll man darauf antworten? Manchmal schon, manchmal nicht. Vor einiger Zeit habe ich beispielsweise erkannt, dass wenn ich die Wertung von Gesundheit versus Krankheit nehme, also nicht mehr sage „Gesundsein ist gut, kranksein ist schlecht“, dann verwandelt sich das Kranksein in einen tollen Bewusstseinszustand. Abgesehen von den Gliederschmerzen und dem stechenden Kopfweh ist eine starke Grippe, wenn ich mich genau dabei beobachte, eine sehr zentrierte, ganz im Jetzt verankerte Situation. Eigentlich besser, als wenn ich berauscht von Erfolg, Geld oder schönen Frauen Gefahr laufe, meine Mitte zu verlieren und es mich von mir selbst wegkatapultiert.
Was also ist Glück?
Der von mir hochgeschätzte Summerhill Gründer A.S.Neill hatte eine originelle Glücksdefinition: Glück ist Interesse am Leben. In diesem Sinne bin ich sehr glücklich!


Vielen Dank für das Gespräch! 

 









Bernd Bechtloff (Hrsg.): Die Glücksessenz, Arun Verlag 


Das Leitbild des Arun Verlages - unsere Weltsicht und warum wir Bücher machen - finden Sie in ausführlicher Form HIER.